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Lebensfluss

In diesem Kapitel wird stichwortartig eine spirituelle Sicht auf den Lebensweg gezeichnet:  

Leben ist Bewegung
    Alltagsrealität:
  • Wir erfahren uns und unsere Umwelt hauptsächlich als stationär, also fix (z.B. ich als Person, mein Partner, mein Auto, ein See, ein Bach, etc.)
  • Wenn wir genauer hinsehen, müssen wir feststellen, dass sich dies alles stetig verändert! (z.B. Wasserkreislauf)
  • Dabei erfolgt Veränderung in der Dimension des Ortes und der Zeit.
  • So verbleiben in der detailliertesten Sicht nur Bewegungen keine statischen Objekte. Dies zeigt uns auch die Physik mit der Quantentheorie und dem Wellenmodell auf. 
  • Aber auch in unserer inneren Wahrnehmung können wir feststellen, dass z.B. Gedanken und Gefühle laufend kommen und gehen.
Verstand denkt statisch
  • Um in unserer Alltagsrealität zu handeln, verwenden wir unseren Verstand.
  • Dieser benötigt zum Bewerten und Entscheiden von Handlungsoptionen sowie zum Kommunizieren eine Unterscheidung dieser Möglichkeiten. Deshalb ist unsere gesamte wahrgenommene Realität jeweils in mindestens zwei unterschiedliche Teile (Dualität) unterteilt z.B. ich-du, hell-dunkel, gut-schlecht, ...
  • Aber auch komplexere Unterteilungen sind möglich, wobei Primzahlunterteilungen vorkommen:
      3 Trinität, Enneagramm, Sprachpersonen
      5 chinesische Elemente, ...
      7 Tonleiter (Heptatonik), …
  • Um nun fließende Bewegung zu verstehen, unterteilt der Verstand die Realität in stationäre Anteile (z.B. Baby, Kleinkind, Kindergarten-Kind, Schulkind, Jugendlicher, Erwachsener, Greis)
  • Wichtig ist nun, dass sich die Realität kontinuierlich verändert, während wir dies statisch beschreiben und erfassen!
  • Dazu möchte ich jetzt auf ein grundsätzliches Problem hinweisen: Unser Verstand unterliegt der Unschärferelation (ähnlich wie in der Quantenphysik). Wir können bei der Betrachtung entweder nur Zustände (Statik) oder nur Bewegung (Dynamik) im Detail klar und deutlich erkennen, nie beides gleichzeitig exakt.
  • Durch unseren Verstandesfokus auf Statik übersehen wir tendenziell das dynamische Leben!
Blockaden/Stau
  • Was passiert, wenn wir an einer statischen Sicht festhalten, obwohl das Leben weiterfließt?
    1. Wir gewöhnen uns an den statischen Zustand und wollen diese Gewohnheit nicht mehr verlieren. Damit verbinden wir einen Wunsch und damit unsere Gefühlslage mit einem der bevorzugten Teile. Wir versuchen den Fluss des Lebens folglich aufzuhalten.
    2. Es entsteht zwangsläufig ein Widerspruch zwischen sich laufend verändernder Realität und unserer statischer Sichtweise. Wir versuchen, vor dem Fluss des Lebens wegzusehen.
  • Hier ist es ratsam, genauer zu betrachten, von welchen Bereichen unserer Erfahrung wir reden. Die transpersonale Psychologie ebenso wie die spirituellen Traditionen unterscheiden folgende Erfahrungsebenen:
      - Alltagsrealität (Körper, Natur, ...)
      - Seelische Realität (Gefühle, Gedanken,...)
      - Absolute Realität (Existenz/Liebe, Nicht-Existenz/Leere, Zeuge)
  • Wenn wir dazu im Detail die Dynamik/Statik betrachten, ergibt sich folgende Zuordnung:
      - Alltagsrealität = dynamisch (wird aber statisch erfahren)
      - Seelische Realität = dynamisch (wird oft statisch erfahren)
      - Absolute Realität = statisch (wird oft nicht erfahren)
  • Wir sehen daran, dass wir  eine statische Sichtweise in den beiden Ebenen verwenden, die gerade nicht statisch sind. Wir suchen Statik, also Sicherheit, Geborgenheit, Ruhe, etc. an der falschen Stelle.
  • Dies führt im Alltag in den ersten beiden Realitätebenen zu einem massiven Problem. Da, wie oben aufgezeigt, eine Erwartung mit einer statischen Sicht verknüpft wird, erzeugen wir im unerwünschten Fall Widerstände und damit Leiderfahrung in uns.
  • Ähnlich dem Fluss des Wassers erzeugt ein Widerstand bzw. ein unterbrochener Lebenfluss eine Stauung. Dazu benötigen wir eine innere Staumauer, die Energie kostet, und so schaukelt sich ein höherer Stausee und eine höhere Mauer laufend hoch, bis schließlich ein massives Ereignis (Durchbruch, Krankheit, ...) unsere Mauer über den Haufen spült. Und plötzlich erscheint das lange Verdrängte.
  • Am anschaulichsten ist dies bei Gefühlen zu beobachten. Wenn wir ein bestimmtes Gefühl unterdrücken, z.B. infolge einer negativen kindlichen Erfahrung, wird dieser emotionale Stausee steigen und mehr Druck aufbauen. So werden in Folge somatische Krankheiten erzeugt und intensiviert, bis nichts mehr in uns den Fluss aufhalten kann. Spätestens jetzt erleben wir uns mitten in einer Krise. 



Entwicklungspsychologie
  • Der Versuch diese Dynamik des Lebens zu erforschen, hat zu vielfältigen Beschreibungen geführt.
  • Wissenschaftlich existieren über 300 verschiedene Entwicklungspsychologien aus unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen (Einzelentwicklung Kind, Soziale Entwicklungen, etc.). 
  • Ken Wilber, auch tituliert als „Einstein der Bewusstseinsentwicklung“ ist es gelungen, in einem integralen Ansatz den Zusammenhang dieser Untersuchungen zu entdecken.
  • Wichtige Erkenntnis in dem integralen Stufenmodell AQAL ist, dass neben Stufen auch Quadranten, Zustände, Linien und Typen als Anteile zu beachten sind.
  • Wie oben dargelegt, handelt es sich dabei nur um ein Modell, nicht um die Realität. Es dient also der Hilfe und dem Verständnis, aber nicht einer Abwertung oder sonst gearteter Ausgrenzung. 
Stufenmodell
  • Pioneer auf diesem Gebiet ist vor allem Jean Gebser. Aber auch Spiral Dynamics nach Don Beck ist u.a. als bedeutende anschauliche Veröffentlichung anzusehen.
  • Prinzipiell lassen sich aus meinem Verständnis folgende Stufen und ihre Krisen/Schatten unterscheiden (vgl. Kap. Entwicklungsstufen):
    Stufe 1: Überleben (personenzentriert) -> Aussterben
    Stufe 2: Geborgenheit (familienzentriert) -> Enge, Einseitigkeit
    Stufe 3: Macht (stammeszentriert) -> Grausamkeit, Ausbeutung
    Stufe 4: Regeln (strukturzentriert) -> Unbarmherzigkeit, Gnadenlosigkeit
    Stufe 5: Leistung (leistungszentriert) -> Ressourcenerschöpfung, technokrat.
    Stufe 6: Pluralismus (pluralistisch) -> Egalismus
    Stufe 7: Entwicklung (entwicklungszentriert) -> Elitär
    Stufe 8: Authentizität (wahrheitszentriert) -> Ich-Struktur/Gedankensteuerung
    Stufe 9: Wille/Absicht -> Versuchung der Macht
    Stufe 10: Vorstellung -> Illusion der Raum/Zeit
    Stufe 11: Beobachter - > Existenz einer eigenen getrennten Person
    Stufe 12: Nondualität
  • Die Stufen 1 bis 6 sehen nur sich als absolut richtig an. Aus integraler Sicht kann grundsätzlich ab Stufe 7 erkannt werden, dass wir hier Stufen durchlaufen, die alle wichtig sind und wie Trampelpfade im menschlichen Leben festgelegt und durch die bisherige Menschheit tradiert sind.
  • Üblicherweise durchlaufen wir als Individuum und damit indirekt auch das damit gebildete Kollektiv diese Stufen, bei letzterem entsteht dann eine statistische Glockenverteilung und die Mehrheit bestimmt maßgeblich das Gruppenbewusstsein. Probleme entstehen, wie oben dargelegt, dann gerade beim Wechsel von einer Stufe auf die Nächste.
  • Wir stoßen im Leben aufgrund der Stufenentwicklung an Grenzen. Wenn dann das Leid durch die Absolutheit einer Stufe zu groß wird, bricht irgendwann die nächste Stufe durch, die die Entwicklung und Fähigkeiten der bisherigen Stufe überschreitet und sich damit durchsetzt. 
Krisenmotor
  • Wenn wir uns durch die Krisen des Lebens verändern lassen, dann ist es völlig natürlich, dass wir auf unserem Stufenweg voranschreiten.
  • Es gibt dabei zwei große Lehrmeister des Lebens, die uns in unserer Entwicklung durch oder besser über die Stufenübergänge helfen. Dies sind vor allem Leiden aber auch Liebe. Beides führt zum Loslassen einer statischen Vorstellung.
  • Zu Beginn unseres Lebens wird meistens Leiderfahrung in der Krise dazu führen, dass wir unsere angestammte Position/Situation aufgeben und verändern. Mit zunehmender Lebenserfahrung und Achtsamkeit, kann die Liebe und das Vertrauen ins Leben ermöglichen, Blockaden schon früher zu entdecken, um die bisherige Stufenüberzeugung loszulassen und eine nächste Stufe auch mit weniger/ohne Leid zu erreichen.
  • Wir können die nächste Stufe nicht einfach direkt betreten, da sie Neuland ist. Wir sind uns dieser zuvor nicht bewusst. Selbst wenn wir Altes loslassen, ist uns die neue Entwicklungsstufe weder klar verständlich noch sofort lebbar. 
Lebenshilfen
    Was also hilft uns, um das damit verbundene Leid zu minimieren?
    Universelle Hilfen dazu sind in den folgenden Kapiteln zusammengestellt!
Erkenntnis
  • Gott/das Göttliche kann nur alles sein, gleichsam wie weißes Licht, das sich aus allen Farbanteilen des Lichtspektrums zusammensetzt. Also alle Teile einer Unterteilung, vgl. Dualität, Primärzahlenunterteilung, …
  • Dynamik und Statik sind duale Teile des Göttlichen!
    Dynamik: Schöpfung geschieht laufend in der Alltagsrealität und der seelischen Realität.
    -> Entwicklung in eine unendliche Weite immer wieder jede Grenze überschreitend.
    Statik: In der Tiefe unseres Seins ist diese absolute Realität erfahrbar.
    -> Unberührt von den beiden anderen Realitätsebenen liegt hier Ruhe und Frieden.
  • Die göttliche Einheit von allem (christl. Unio Mystico) kann auf dieser Absoluten Realität ERFAHREN werden. 



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